Deeskalationstraining

"Gewalt am Arbeitsplatz"

Affektionskurve: Gewaltzyklus unter Stress

Das Schaubild wird auch im Deeskalationstraining aufgezeigt, um darzustellen, bis zu welchem Zeitpunkt eine Deeskalation wirksam ist und was dabei beachtet werden sollte. Sie wird dort als Gewaltkurve bezeichnet.

I auslösendes Ereignis

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten auslösender Ereignisse (eine Provokation; der Klient könnte etwas erreichen wollen, was ihm nicht gestattet worden ist; es könnte ein länger bestehender Konflikt eskalieren etc.). Festzustellen ist, dass ein steiler Anstieg der Aggression erfolgen kann.

II Eskalation

Wenn die besondere Alltagsverhaltensgrundlinie verlassen wird, steigt die Atemfrequenz, die Muskelspannung erhöht sich, die kognitiven Fähigkeiten werden reduziert und Adrenalin wird ausgestoßen. Der Körper bereitet sich auf den Kampf oder die Flucht vor. Da jeder Mensch verschieden ist und eine andere Lebensgeschichte mit sich bringt, kann eine Eskalation langsamer oder schneller erfolgen. Die Wellenbewegungen in der zweiten Phase können auch den Eindruck entstehen lassen, dass sich der Klient wieder beruhigt. Fehleinschätzungen der Gewaltdynamik können die Deeskalation erschweren. In der Eskalationsphase ist es besonders wichtig, dass der Pädagoge die Selbstkontrolle behält, damit er professionell handeln kann. Der Pädagoge kann durch Fortbildungen, Trainings und durch das Zurückgreifen auf den eigenen Erfahrungsschatz mehr Selbstkontrolle entwickeln und sich somit auf schwierige Situationen vorbereiten. Um die kognitive Leistungsfähigkeit zu erhalten, sollte der Pädagoge die eigene Atemfrequenz kontrollieren, um ruhig zu bleiben. Außerdem sollte bewusst gesprochen, gedacht, und gehandelt werden.

III Krise

Wer sich in einer Krise befindet, muss schnell entscheiden. Dieser Umstand kann zu fehlerhaften Verhalten seitens des Klienten, aber auch seitens des Pädagogen führen (Anschreien, zu geringe Körperdistanz, Kampf etc.). Deeskalative Verhaltensmöglichkeiten sollten trainiert werden, um bewusst und reflektiert angewendet werden zu können. In der dritten Phase muss bedacht werden, dass der Klient über einen gewissen Zeitraum nicht mehr kognitiv erreichbar ist. In dem Zeitraum könnte Gewalt gegen sich selbst, gegen Gegenstände oder andere Personen stattfinden. Bei engagierten oder unerfahrenen Mitarbeitern wurde festgestellt, dass sie eher dazu neigen, die Selbstkontrolle zu verlieren, wodurch eine Eskalation begünstigt werden kann.

IV Entspannung

Der Klient soll genügend Zeit und Raum erhalten, um zur Entspannung zu kommen. Widersacher sollten in unterschiedliche Räume gebracht werden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

V Nach-Krisen-Depression

Erst in der fünften Phase kann der Klient wieder kognitiv erreicht werden. Zu diesem Zeitpunkt kann eine Problemlösung im Gespräch stattfinden. Die Situation kann vom Pädagogen mit anderen Kollegen reflektiert werden, um weitere mögliche Konflikte professionell lösen zu können.120

In der Darstellung (Abb. 8) und Erläuterung wird ersichtlich, dass eine Deeskalation so früh wie möglich stattfinden sollte, um ihren Erfolg zu sichern. Die Affektionskurve ist in ihrem Ablauf nicht auf alle schwierigen Situationen zu übertragen. Jeder Mensch verweilt unterschiedlich lang in den jeweiligen Phasen. Aufgrund dieser Tatsache können manchmal nur noch ein Rückzug des Pädagogen und der Schutz der unbeteiligten Klienten erfolgen. Unerfahrene untrainierte Pädagogen verlieren schneller die Selbstkontrolle. Bei den Studierenden kann nicht vorausgesetzt werden, dass sie Erfahrungen im Hinblick auf schwierige Situationen erlangt haben (Kap. 3.4) Ihr Bedarf für ein Deeskalationstraining wird erneut offensichtlich.

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