Deeskalationstraining

"Gewalt am Arbeitsplatz"

Verschiedene Anbieter von Deeskalationstrainings

In der Einleitung wurde bereits erwähnt, dass es verschiedene Anbieter gibt, die mit ihren Trainings unterschiedliche Hauptziele verfolgen und damit auch bestimmte Zielgruppen erreichen wollen. Die Trainings werden nicht immer als Deeskalationstraining bezeichnet, sondern oft als Sicherheitstraining, Selbstbehauptungstraining23 und unter anderen Bezeichnungen ausgeschrieben. Bei der Einordnung ist eine genaue Betrachtung der Ziele und der Zielgruppe hilfreich.

Im Folgenden wird jeweils ein in diesem Bereich bekannter Hauptanbieter mit seiner speziellen Ausrichtung vorgestellt.

Die Gewaltakademie Villigst ist einer der bekanntesten Anbieter für Deeskalationstrainings. Sie ist eine Initiative des Villigster Deeskalationsteams Gewalt und Rassismus im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und ist dort organisatorisch und institutionell verwurzelt. Ihre Ausrichtung ist politisch orientiert. Die Gewaltakademie möchte durch Trainings mit Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenengruppen Gewalt und Rassismus in unserer Gesellschaft abbauen. Sie bilden auch Deeskalationstrainer aus.24 Christian Otto ist ein Trainer der Gewaltakademie.

Neben der Gewaltakademie ist die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ein weiterer großer Anbieter. Die AGDF ist ein eingetragener Verein, der christlich und friedenspolitisch motiviert ist.25 Sie will durch Deeskalationstrainings gewaltfreie Auseinandersetzungsformen fördern.26

Im Bereich für die soziale Arbeit wird der Hauptverband der Berufsgenossenschaften aufgeführt. Beim Hauptverband wurde mit Besorgnis die steigende Anzahl von Unfällen im Arbeitsbereich aufgrund von Aggression und Gewalt festgestellt. Ein von den Berufsgenossenschaften im sozialen Bereich angebotenes Deeskalationstraining heißt „Prävention und Intervention gegen Aggression und Gewalt in Betreuungsberufen“ (Piag-B).27 Gewalttätige übergriffe am Arbeitsplatz gelten als Arbeitsunfall. Der Arbeitgeber ist gemäß Arbeitsschutzgesetz (§12 ArbSchG) verpflichtet, seine Mitarbeiter im Bereich Gesundheitsschutz zu unterweisen. Diese Unterweisung soll zu Beginn des Arbeitsverhältnisses erfolgen und in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.28

Auch die Polizei bietet Deeskalationstrainings an. Im Anti-Gewalt-Projekt der Polizei Berlin wird der Umgang mit Gewalt im öffentlichen Raum, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Schul- und Kindergartenbereich und in beruflichen Bereichen (Lehrer, Erzieher, Bankangestellte, Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen) trainiert.29

In Zusammenarbeit von Schule und Polizei wurde in Ludwigshafen ein Deeskalationstraining aufgebaut und weiterentwickelt. Es ist nicht nur gewaltpräventiv, sondern auch kriminalpräventiv ausgerichtet. Das Training soll das Selbstvertrauen und die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern stärken.30

Die Trainingsdauer der verschiedenen Anbieter variiert zwischen drei Stunden und mehreren Wochen. Als günstig haben sich eineinhalb bis drei Trainingstage herausgestellt. Der zeitliche Rahmen richtet sich immer nach den gewünschten Trainingsinhalten. Als Richtlinie für die Kosten können 400 bis 600 Euro pro Tag und pro Trainer angegeben werden.31 Die Gruppengrößen variieren zwischen mindestens acht Teilnehmern (nur ein Trainer)32 und höchstens 30 Teilnehmern (zwei Trainer).33

Ein Training sollte von einem speziell ausgebildeten Deeskalationstrainer durchgeführt werden, der bereits selber in dem Arbeitsbereich der Zielgruppe Erfahrungen gesammelt hat. Da der Begriff des Deeskalationstrainings bzw. des Deeskalationstrainers nicht rechtlich geschützt ist, können diese Trainings auch von nicht ausgebildeten Personen durchgeführt werden.34

Diese oben genannten Anbieter haben den Bedarf für verschiedene Zielgruppen erkannt und ihre Angebote darauf ausgerichtet. Für die Gewaltprävention im Kinder- und Jugendbereich werden finanzielle Mittel vom Land und von den Kommunen zur Verfügung gestellt.35 Institutionen und Organisationen finanzieren Fortbildungen für ihre Mitarbeiter, um diese auf Gewaltsituationen vorzubereiten.36 In diesen Bereichen ist somit die Finanzierung für ein Deeskalationstraining gewährleistet.

Kritisch anzumerken ist, dass viele Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen den Begriff des Deeskalationstrainings nicht kennen und somit Schwierigkeiten haben, die Wichtigkeit einer Trainingsteilnahme zu erkennen oder anzuerkennen.37

Wie bereits im Kapitel 2.1.2 angedeutet, ist in Deutschland die Gruppe von Studierenden in sozialen Fachbereichen von diesen Anbietern noch nicht erfasst. Ein Grund dafür ist, dass es hier bisher keine Bereitstellung finanzieller Mittel gibt. Das mag daran liegen, dass die Wichtigkeit der Vorbereitung von Studierenden auf Konflikt-, Bedrohungs- und Gewaltsituationen noch nicht erkannt worden ist. Es kann aber auch, wie bereits im Bereich der Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen erwähnt, ein Unwissen über die Thematik sein.

In den USA wurde der Bedarf an Deeskalationstrainings für Studierende im sozialen Bereich bereits erkannt. Der Grund dafür war ein Vorfall, der sich 1992 an der Western Michigan University (WMU) ereignete. Eine Studentin wurde innerhalb eines Praktikums von einem klinisch kranken Klienten erstochen. Der Vorfall veranlasste die WMU, Deeskalationstrainings fest zu installieren.38 Auch wenn dies ein sehr extremes Beispiel ist, wird deutlich, dass für Studierende im sozialen Bereich ein Bedarf für Deeskalationstrainings besteht.

Grenzen des Deeskalationstrainings >>
Methoden des Deeskalationstrainings <<

Zur Übersicht

Über unser Kontaktformular können sie sich unverbindlich mit mir in Verbindung setzen.