Deeskalationstraining
"Gewalt am Arbeitsplatz"
Eskalation von Konflikten
Konflikte können eskalieren und in Gewaltanwendungen münden. In diesem Kapitel soll einerseits beschrieben werden, welche Mechanismen diese Eskalation vorantreiben, andererseits aber auch, welche verschiedenen Stadien ein Konflikt durchlaufen kann. In Konfliktsituationen können viele verschiedene Basismechanismen gleichzeitig wirksam sein. Sie können zur Verzerrung der Wahrnehmung, zur Fixierung der feindseligen Einstellungen und zu destruktivem Verhalten der Konfliktparteien führen. Diese Tendenzen werden nun kurz dargestellt, um die Vielschichtigkeit und Schwierigkeit der Konfliktdynamik zu verdeutlichen.
Projektion
Die Konfliktparteien projizieren alles Negative auf die Gegenpartei. Die andere Seite ist die Ursache der Probleme. Mit der Zeit steigt die Anzahl der Streitfragen. Es werden immer mehr Probleme in den Konflikt eingebracht.
Kognitive Komplexitätsreduktion
Die Konfliktparteien neigen dazu, die Situation stark zu vereinfachen. Mit der Zeit sind keine klaren Ursachen-Wirkungszusammenhänge mehr zu bestimmen. Die Streitpunkte werden auf der subjektiven und objektiven Ebene vermischt.
Simplifizierung der Kausalitätsbeziehungen
Die Konfliktparteien neigen zu vereinfachenden Erklärungsmodellen.
Personifizieren des Konfliktes
Während die Konfliktparteien andere Menschen zur eigenen Unterstützung in den Konflikt einbeziehen, nimmt der tatsächliche Kontakt zum Konfliktgegner ab. Durch die Erhöhung der Gewaltandrohung hoffen beide Seiten, dass die andere Seite nachgibt. Dadurch wird aber nur die Eskalation beschleunigt.96
Zur Veranschaulichung der Konfliktdynamik werden nun die neun Stufen der Eskalation eines Konfliktes nach Glasl dargestellt.
- Stufe 1: Verhärtung
In der Phase verhärten sich die Standpunkte und prallen aufeinander. Verkrampfungen der Konfliktparteien können entstehen. Es besteht aber noch die Einstellung, dass die Spannungen durch Gespräche abgebaut werden können.
- Stufe 2: Debatte und Polemik
Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Wollen statt (Schwarz-Weiß-Denken). Eine Sichtweise von Unter- und überlegenheit entsteht.
- Stufe 3: Taten statt Worte
Die Sichtweise, dass Reden nicht mehr hilft, ist entstanden. Die Empathie mit der anderen Person geht verloren und die Gefahr von Fehlinterpretationen wächst.
- Stufe 4: Images und Koalitionen
Die Konfliktparteien manövrieren sich gegenseitig in negative Rollen und bekämpfen sich. Es findet eine Werbung um Anhänger statt.
- Stufe 5: Gesichtsverlust
Es kommt zu öffentlichen und direkten Angriffen, die den Gesichtsverlust des Gegners erzielen wollen.
- Stufe 6: Drohstrategien
Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Durch das Aufstellen von Ultimaten wird die Eskalation begünstigt.
- Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge
Der Gegner wird als Ding und nicht mehr als Mensch gesehen. „Vernichtungsschläge“, die noch begrenzt sind, werden als passende Antworten ausgeführt. Ein kleiner Schaden, der beim Gegenüber bewirkt werden kann, wird als großer Gewinn betrachtet.
- Stufe 8: Zersplitterung
Die Zerstörung und Auflösung des Gegners wird intensiv als Ziel verfolgt.
- Stufe 9: Gemeinsam in den Abgrund
Es kommt zur totalen Konfrontation.98
Insgesamt kann festgestellt werden, dass eine Konfliktintervention sehr frühzeitig stattfinden sollte, um schwere Auswirkungen zu verhindern. Mögliche Interventionen werden im folgenden Kapitel dargestellt.
Interventionsmöglichkeiten >>
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