Deeskalationstraining
"Gewalt am Arbeitsplatz"
Die sozial-kognitive Lerntheorie von Bandura
Bandura hat mit seinem Ansatz des sozialen Lernens ein breites Modell vorgelegt. Das Modell hat eine Vielzahl anderer Studien angeregt und wird daher benannt. Bandura (1979, 1986) unterscheidet drei Arten von Bedingungen für die Entstehung von Aggression.
Bedingung 1: Prozesse, wodurch aggressive Verhaltensmuster erworben werden
Bandura betont besonders die Bedeutung des Lernens durch Beobachtung. Aggressives Verhalten wird von Modellen (Familie, Medien, (sub)kulturelles Umfeld) an den Beobachter vermittelt, wenn das Modell Erfolg mit seinem Verhalten hat. Es liegen zahlreiche Belege über einen Zusammenhang von Gewalterfahrungen in der Herkunftsfamilie und späterer eigener Gewalt gegenüber dem Partner und den eigenen Kindern vor.
Der Erwerb aggressiver Verhaltensmuster kann auch durch Peergroups unterstützt werden (z.B. werden Normen und Werte vermittelt, Konsum von Alkohol und Drogen). In Wohngegenden, in denen die soziale Kontrolle nicht greift, bieten sich im Alltag zahlreiche Modelle dafür.
Kinder und Jugendliche stehen zunehmend unter dem Einfluss von Medien (insbesondere Fernsehen und Videos, aber auch Internet, Handys, Videospiele). Der direkte negative Effekt der Gewalt in den Medien ist eher mäßig, obwohl sich massive Gewalttaten im Programm befinden. Entscheidender sind aber die indirekten Effekte, da die Konsumenten sich an Gewalt gewöhnen und abstumpfen.
Bedingung 2: Einflüsse, die in einer konkreten Situation die Aggression auslösen
Nach Bandura hängt es wesentlich von den Merkmalen der individuellen Situation ab, ob die erworbenen aggressiven Verhaltensweisen zur Anwendung kommen. Aggressives Verhalten kann durch einen tatsächlichen Angriff, eine Provokation oder ähnliches ausgelöst werden. Das kann ebenso durch verschiedene Anreize (z.B. ein erhoffter materieller Vorteil, Statusgewinn) geschehen. In Konfliktsituationen kann das Verhalten anderer enthemmend wirken (z.B. Mitläufer, die alleine nie ein solches aggressives Verhalten gezeigt hätten). Eine zusätzliche Rolle spielt der Konsum von Alkohol und Drogen, welche die Handlungskontrolle senken.
Bedingung 3: Prozesse, die für die Aufrechterhaltung ausgelöster aggressiver Prozesse verantwortlich sind
Dritte, die bei der Tat zusehen, müssen unbedingt entfernt werden, da sie den Täter zu aggressivem Verhalten ermuntern könnten, aber auch selbst Opfer von Gewalt werden könnten. Zudem müssen Sanktionen erfolgen, da ansonsten das Verhalten bekräftigt wird.
Neben den Einflüssen von außen sind auch die selbst regulierenden Mechanismen bei der Handlungsbewertung während oder nach einer Gewaltausübung bedeutsam (z.B. Ehrenkodex bei Hooligans). Die Erfüllung dieser internen Standards hat zur Folge, dass daraus eine positive Selbstwertung resultiert. Das gewalttätige Verhalten wird bekräftigt. Umgekehrt können aber auch negative Gefühle (z.B. Scham) auftreten, wenn die Standards nicht erfüllt werden. Diese negativen Gefühle können dann auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens aggressiven Verhaltens senken.114
Da sich die moderne empirisch begründete Aggressionspsychologie überwiegend zu multikausalen Erklärungsmodellen hinbewegt hat, kann auch die sozial-kognitive Lerntheorie nur dann eine umfassende Erklärung vermitteln, wenn sie Aspekte mit einbezieht, die nicht oder nicht direkt unter den Aspekt des Lernens fallen.115 Daher werden nun zwei weitere Modelle zur Entstehung von Aggression und Gewalt vorgestellt.
Das Modell der Verarbeitung sozialer Informationen von Crick und Dodge >>
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