Deeskalationstraining

"Gewalt am Arbeitsplatz"

Das Modell der Verarbeitung sozialer Informationen von Crick und Dodge

Zu diesem Modell muss ergänzt werden, dass externe Informationen verbal oder nonverbal gegeben werden können und hier die Vielschichtigkeit der Kommunikation beachtet werden sollte.

Für die Schwierigkeiten der sozialen Anpassung, insbesondere dem Auftreten eines aggressiven Verhaltensstils, werden von Nicki A. Crick und Kenneth A. Dodge (1990, 1994) Defizite der kognitiven Verarbeitung sozialer Informationen verantwortlich gemacht. Diese Verarbeitungsprozesse bestimmen und begleiten das Verhalten in sozialen Situationen. Basierend auf den Arbeiten von z.B. Bandura haben sie ein Modell zur sozialen Informationsverarbeitung entwickelt.

Nach der Grundannahme dieses Modells verarbeitet ein Individuum die Informationen mit einer biologisch begrenzten Kapazität und seinen eigenen spezifischen Lernerfahrungen. Das daraus resultierende situative Verhalten ist eine Funktion der zwischengeschalteten kognitiven Prozesse der Informationsverarbeitung.

In der ersten Phase (Enkodierung einer Information) finden die Wahrnehmung und die Verarbeitung interner Empfindungen der Person und externer Reize statt. Bei zur Aggression neigenden Menschen wurde festgestellt, dass sie über eine typische selektive Aufmerksamkeit für feindselige Reize verfügen.

In der zweiten Phase (Interpretation der Information) werden äußeren und inneren Ereignissen Ursachen zugeschrieben, z.B. wird dem Verhalten einer Person eine Intention unterstellt. Das Einfühlen in die Gefühlslage des Interaktionspartners ist in dieser Phase auch wichtig. Hier wurden bei zur Aggression neigenden Menschen Defizite beobachtet.

Wenn die Situation interpretiert ist, werden die Ziele für den Ausgang der sozialen Interaktion festgelegt bzw. modifiziert (Zielabklärung). Aggressiv betonte Menschen fallen besonders durch unangemessene und egozentrische Ziele auf.

Wenn die Ziele für die Interaktion gesetzt sind, kann das Individuum mögliche Reaktionen (abhängig von der ähnlichkeit der Situation) aus seinem Verhaltensrepertoire abrufen (Reaktionssuche). Nach bisherigen Untersuchungen verfügen aggressive Menschen über weniger kompetente Lösungen.

In der fünften Phase (Handlungsauswahl und Bewertung) werden die verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten bezüglich ihrer Angemessenheit und Effizienz bewertet. Als Grundlage dienen z.B. Vorerfahrungen, die subjektive Bewertung der aktuellen Situation und das Wissen um die Regeln des sozialen Umgangs. Bei aggressiv betonten Menschen wurde wiederholt eine kurzsichtige Folgeabschätzung beobachtet.

In der 6. Phase wird die ausgewählte Handlung ausgeübt (Handlungsinitiierung). Es wird abgeglichen, ob die Handlungssequenz aufrechterhalten wird oder auf Grund von z.B. Erwartungen etwaiger Konsequenzen abgebrochen wird. Aggressiven Menschen konnten deutlich geringere Verhaltenskompetenzen in sozialen Kontakten nachgewiesen werden.

Der Ausgang dieser Prozesse bestimmt die folgende Interaktion. Diese löst neue Verarbeitungsprozesse aus, so dass sich die Informationsverarbeitung ständig in einem Zyklus wiederholt. Es wird angenommen, dass die Prozesse automatisiert ablaufen und nicht unter bewusster, reflektierender Kontrolle des Individuums stehen.

Als Ursachen für diese Defizite werden biologische Einflüsse vermutet, aber auch ungünstige elterliche Erziehungsziele verantwortlich gemacht.117

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